Eine Bienenbelegstelle ist ein speziell eingerichteter und geschützter Ort in der Bienenzucht, der dazu dient, die kontrollierte Paarung von jungen, unbegatteten Bienenköniginnen mit ausgewählten Drohnen zu ermöglichen. Das primäre Ziel ist die gezielte Reinzucht von Honigbienen einer bestimmten Rasse (z.B. Carnica, Buckfast, Dunkle Biene), um deren genetische Eigenschaften zu erhalten und zu verbessern.
Hier sind die Hauptmerkmale und der Zweck einer Bienenbelegstelle:
Zweck einer Bienenbelegstelle
Gezielte Reinzucht: Bienenköniginnen paaren sich in der Luft mit mehreren Drohnen. Auf einer Belegstelle wird sichergestellt, dass nur Drohnen der gewünschten Rasse und Zuchtlinie in der Umgebung vorhanden sind, um eine "Fremdbegattung" zu verhindern. Dies ist entscheidend, um die Zuchtziele zu erreichen und die genetische Reinheit einer Linie zu gewährleisten.
Verbesserung von Eigenschaften: Durch die gezielte Anpaarung können positive Eigenschaften wie Sanftmut, Schwarmträgheit, Honigleistung, Krankheitsresistenz (z.B. Varroatoleranz) und Winterhärte gezielt weitergegeben und verstärkt werden.
Qualitätssicherung: Nur begattete und legende Königinnen werden in der Regel von der Belegstelle zurück an die Imker gegeben. Dies reduziert das Risiko von Fehlbegattungen oder unbegatteten Königinnen im eigenen Bienenstand.
Aufbau und Schutz einer Belegstelle
Eine Belegstelle zeichnet sich durch folgende Merkmale aus:
Isolierte Lage: Belegstellen müssen in Gebieten liegen, die von anderen Bienenständen räumlich isoliert sind. Das können sein:
Inselbelegstellen: Auf Inseln (z.B. in der Nord- oder Ostsee), wo die Wahrscheinlichkeit, dass fremde Drohnen vom Festland einfliegen, extrem gering ist.
Hochgebirgsbelegstellen: In abgelegenen Hochgebirgstälern, die natürliche Barrieren gegen den Eintrag von Fremdbienen bieten.
Landbelegstellen: Auf dem Festland, die durch einen gesetzlich festgelegten Schutzradius (oft 7-10 km) umgeben sind. Innerhalb dieses Schutzradius ist es verboten, andere Bienenrassen oder nicht der Belegstelle gemeldete Bienenvölker zu halten. Die Einhaltung wird durch die zuständigen Behörden (Veterinäramt, Imkerverbände) kontrolliert.
Drohnenvölker (Vatervölker): Auf der Belegstelle werden spezielle Bienenvölker aufgestellt, die nur einen Zweck haben: die Produktion einer großen Anzahl von Drohnen der gewünschten Zuchtlinie. Diese Drohnen sind genetisch sorgfältig ausgewählt und stammen von leistungsstarken und reinrassigen Muttertieren ab.
Ablauf auf einer Belegstelle
Vorbereitung der Jungköniginnen: Der Züchter oder Imker bereitet kleine Völkchen vor, sogenannte Begattungseinheiten oder Begattungskästchen (oft Mini-Plus-Kästchen oder Kieler Begattungskästchen). Diese enthalten eine kleine Anzahl Arbeiterinnen (ca. 1000 Bienen), Futter und eine junge, unbegattete Königin, die meist kurz vor dem Schlupf steht oder frisch geschlüpft ist.
Anlieferung zur Belegstelle: Die Begattungseinheiten werden zum festgelegten Zeitpunkt zur Belegstelle gebracht. Oft gibt es feste Anlieferungs- und Abholtage.
Begattungsflug: Nach einigen Tagen Eingewöhnung und bei gutem Flugwetter fliegt die junge Königin von ihrem Begattungskästchen aus zu den Drohnensammelplätzen in der Umgebung. Dort trifft sie auf eine große Anzahl von Drohnen, darunter die gewünschten Drohnen der Belegstelle. Sie paart sich auf einem oder mehreren Hochzeitsflügen mit mehreren Drohnen (bis zu 15-20 Drohnen) und speichert deren Spermien in ihrer Spermatheka.
Eiablage und Kontrolle: Nach erfolgreicher Begattung kehrt die Königin in ihr Begattungskästchen zurück und beginnt nach einigen Tagen mit der Eiablage. Die Zuchtwarte der Belegstelle überprüfen die Königinnen, ob sie erfolgreich in Eiablage gegangen sind und ob die Brut einheitlich und vital ist, was ein Zeichen für eine erfolgreiche Begattung mit den gewünschten Drohnen ist.
Rücksendung/Abholung: Die begatteten und legenden Königinnen werden dann an die Imker zurückgegeben, die sie in ihre größeren Wirtschaftsvölker einweiseln können, um die gewünschten Eigenschaften in ihrem Bestand zu etablieren.
Eine Bienenbelegstelle ist somit ein zentraler Baustein in der professionellen und qualitätsorientierten Bienenzucht, der dazu beiträgt, die Vitalität, Gesundheit und Leistung der Honigbienenpopulationen zu sichern und weiterzuentwickeln.