Wie mache ich meinen Garten bienenfreundlich?
Ohne Wild- und Honigbienen gäbe
es kein Obst, kein Gemüse und keine Blumen. Wer einen Garten hat, der
kann viel für den Erhalt der nützlichen Insekten tun.
NABU-Bienenexpertin Melanie von Orlow erklärt, wie das am besten geht.
Wildbiene auf Schafgarbe - Foto: Helge May
Wieso brauchen wir mehr „bienenfreundliche Gärten“?
Melanie von Orlow: Grünflächen in der Stadt
oder private Gärten sind heutzutage häufig so gestaltet, dass sie das
menschliche Auge erfreuen sollen, also auf die Ästhetik ausgerichtet
sind. Was für Bienen, aber auch für andere Lebewesen interessant ist,
wird nicht berücksichtigt. Da Lebensräume und Nahrungsangebot für Bienen
immer weniger werden, werden bienenfreundliche Gärten immer wichtiger,
die ganzjährig ein Nahrungsangebot und Nistplätze bieten.
Wie sieht so ein „bienenfreundlicher Garten“ konkret aus?
Wer schon einen Garten hat oder einen Garten übernimmt, der
sollte als erstes eine Bestandsanalyse machen, um zu sehen, welche
bienenfreundlichen Pflanzen und Gehölze eventuell schon vorhanden sind,
die nützlich für die Natur sind. Da im Winter meistens schwer zu sehen
ist, was im Frühjahr blühen wird, könnten Nachbarn weiterhelfen, die den
Garten schon kennen. Auch empfiehlt sich ein Experte, der sich den
Garten anschauen und Tipps geben kann. Wer seinen Garten schon lange
kennt und pflegt, kann anhand von Empfehlungen überprüfen, welche
Pflanzen und Gehölze wirklich bienenfreundlich sind.
Einfach in den Baumarkt fahren und loslegen, ist also keine gute Idee?
Nein, zunächst geht es auch darum, welche eigenen Wünsche man an
den Garten hat, wie man ihn nutzen will, um ihn dementsprechend zu
gestalten. Aber auch Abstandsregelungen beim Pflanzen von Bäumen und
Sträuchern müssen eingehalten werden. Es muss klar sein, wie groß manche
Bäume werden können und ob dies im Garten vom Platz her überhaupt
passt.
Blaue Holzbiene an Garten-Glockenblume - Foto: Helge May
Dazu kommen noch die Standortbedingungen, wo ist Schatten, wo
Licht, wie ist der Boden? Nicht alles wächst an jeder Stelle gleich gut.
In älteren, vernachlässigten Gartenflächen können auch schon Bienen
nisten, daher rate ich, nicht alles sofort umzugraben. Wer sandige
Stellen im Garten hat, die dazu noch in der Sonne liegen, der hat
eventuell schon Wildbienen im Boden, die man nicht gleich sieht.
Sicher haben Bienen auch bestimmte Ansprüche, die man kennen sollte?
Die Honigbiene nimmt eigentlich alles an, was blüht. Wildbienen
sind dagegen Spezialisten, was das Nahrungsangebot betrifft, sie sind
auf spezielle Arten angewiesen. Zunächst sollte also auch geklärt
werden, welche Bienen überhaupt in meinen Garten kommen, damit ich nicht
etwas anpflanze, was gar nicht benötigt wird und das Angebot
dementsprechend anpassen kann. Dazu kann ein Spezialist aus dem Ort
befragt werden. Hilfreich ist auch die Internetseite
www.wildbienen-kataster.de.
Wer die Zeit hat, kann sich einfach mal in seinen Garten setzen und
beobachten, welche Tiere dort überhaupt zu sehen sind. Wichtig ist,
keine gefüllten Blüten und züchterisch veränderte Sorten zu pflanzen,
die für Bienen nutzlos sind.
Was sind „gefüllte Blüten“?
Bei vielen Pflanzen ist es züchterisch so gewollt, dass die
Staubblätter auch Blütenblätter sind, sie bieten also nur Farbe. In
diesen „gefüllten Blüten“ finden Bienen dann keine Pollen und Nektar
mehr. In Baumärkten und Gärtnereien sollte man daher darauf achten, nur
blühende Pflanzen auszuwählen, an denen Bienen zu sehen sind. Auch wer
nur Frühjahrsblüher kauft, hat im Sommer nichts Blühendes mehr für die
Bienen.
Das heißt, dass die Bienen dann keine Nahrung mehr finden?
Genau, um den Bienen ganzjährig ein Nahrungsangebot zu schaffen,
sollten die verschiedenen Blühzeiten berücksichtigt werden. Ein
Staudenbeet kann so angelegt werden, dass zwischen März und Oktober
immer etwas blüht. Besonders empfehlenswert sind Wildstauden, die man in
Wildstaudengärtnereien bekommt.
Seidenbiene auf Goldrute - Foto: Helge May
Sie stammen aus der Natur und sind nicht durch Gärtner- bzw.
Züchterhand verändert. Kräuter- und Gemüsepflanzen können über den
Herbst hinaus ausblühen und dienen dann noch als Nahrungsangebot.
Ebenfalls sollten die verblühten Pflanzenstängel nicht alle zurück
geschnitten werden, denn einige Bienenarten nutzen sie als Nist- oder
Schlafplatz. In den hohlen Stängeln überwintern die Larven und schlüpfen
im Frühjahr.
Hilft es auch, wenn ich einfach eine Blumenwiese anlege?
Viele Wildblumenmischungen ziehen nur Honigbienen an, daher
empfehle ich regionale Saatmischungen aus lokalen Beständen zu verwenden
(
www.NABU.de/saatgut).
Wer allerdings den Rasen im Garten noch als Spielwiese für seine Kinder
verwenden will, der sollte auf die Wildblumen verzichten, da die Fläche
dann schlecht begehbar ist. Besser als nur Rasen zu haben, ist aber
beispielsweise reichlich Krokusse zu pflanzen, die das Nahrungsangebot
ergänzen. Wildblumenwiesen sollten auch nur zweimal im Jahr gemäht
werden, nachdem die Pflanzen bereits ausgesamt haben.
Was kann ich neben der Bepflanzung noch tun?
Je nach Gartengröße und Struktur können Felssteine und
Totholzstapel eingeplant werden. In den Ritzen der Steine brüten gerne
solitäre Bienen und im Totholzstapel gibt es Mäuse, in deren Bauten
gerne Hummeln einziehen. Miniteiche, die es im Baumarkt gibt, ziehen
weitere Tiere an und bieten eine gute Wasserquelle. Anstatt aus Beton
und Asphalt sollten Wege aus Kies oder Platten mit Fugen vorhanden sein.
Nicole Flöper
(c) Nabu