Freitag, 20. Juni 2014

Königinnenzucht Warum???

Es ist wohl jedem von uns bekannt, dass die Königin ständig von ihrem Hofstaat betreut, gefüttert und versorgt wird. Sie ist die Mutter aller Individuen des Volkes und alle Imker richten ihre Aufmerksamkeit nicht grundlos auf ihr Vorhandensein im Bienenstock.
Gute Vorbereitung ist alles.
Hier werden die neuen MiniPlus-Beuten verleimt und gestrichen. In diesen Einheiten ist auch eine problemlose Überwinterung von Reserveköniginnen möglich
Fehlt die Königin, ändert sich das gesamte Volksverhalten. Wir können hier auch von einer ernsthaften Störung sprechen, bemerken doch die Bienen innerhalb von zwei Stunden das Fehlen des Königinnenduftes (Pherhormone).

Bis heute ist noch nicht abschließend geklärt, ob die Königin selbständig ein Volk regiert, indem sie ihre Legeleistung den äußeren Umständen wie Trachtsituation und Futtervorrat selbständig anpasst oder eher durch die Fütterung ihres Hofstaates (respektive der Futterreduzierung) selbst vom Staat gelenkt wird und eigentlich nur eine willenlose "Legemaschine" ist.

Die Lösung dieser Frage ist interessant, doch für die praktische Imkerei nur von nachrangiger Bedeutung.

Wichtiger ist das Erbgut, welches die Königin an ihr Volk weiter gibt. Hier kristallisieren sich letzendlich Eigenschaften wie Honigproduktion, Volksstärke, Brutumfang, Schwarmneigung, Krankheitsresistenz, Sanftmut, Bauerneuerung und Drang zum Propolisieren heraus.

Mit der Qualität der Königin steht und fällt eine Imkerei.
An Anpaarungssicherheit nicht zu überbietende Methode. Die instrumentelle Besamung ist einer der Schlüssel in der erfolgreichen Zucht. Unbekannte Größen wie an der Anpaarung beteiligte Drohnenabstammung werden hier ausgeschlossen.
Die Dominanz des mütterlichen Erbgutes ist tatsächlich gegeben und erlaubt es einigen von uns, Stadbegattung zu betreiben. Viele andere wenden ebenfalls diese Methode an, obwohl in ihrer Gegend stark mischgepaarte Königinnen ihr Erbgut (über ihre Drohnen) verbreiten - hier gilt dann leider der Grundsatz: Außer Spesen nichts gewesen.

Obwohl die Erbanlagen der Königin dominieren, dürfen die Eigenschaften der an der Anpaarung beteiligten Drohnen nicht gänzlich missachtet werden. Hier gilt es vorher zu kontrollieren, ob ihr Umfeld für eine Standbegattung geeignet ist.

Jeder Imkereibetrieb kann Königinnen nachziehen, doch nicht jeder Hobbyimker verfügt über genug Bienenvölker für eine Selektion und die so notwendige Auswahl der Zuchtvölker. Die Völker, die für die Nachzucht in Frage kommen, müßen nach strengen Maßstäben ausgesucht, sprich gekört,werden.

Hierzu benötigen wir einen Leistungsnachweis, der frühestens nach einem Wirtschaftsjahr ausgewertet werden kann.

Ebenso von Bedeutung sind hier Angaben über Geschwister- und Elternleistungen und - besonders wichtig - bei diesen Zuchtmüttern m u s s es sich um kontrollierte Anpaarungen handeln (instrumentelle Besamung, notfalls Inselbelegstelle).
Das sieht gut aus. Dieses Pflegevolk ist in entsprechender Laune und pflegt die jungen Maden bereitwillig. Hier können wir uns bereits auf zählbare Ergebnisse freuen.
Wird von ungeprüften Königinnen nachgezogen, ist die Qualität der F1-Generation mehr als fraglich. Selbst wenn wir von Völkern nachziehen, die eine überaus zufriedenstellende Leistung gezeigt haben aber im Ursprung unkontrolliert angepaart sind, können keine vorhersehbaren Leistungen in der Nachkommenschaft erwartet werden. Hier können rezessiv (unterdrückt) gelagerte Eigenschaften in der nächsten Generation dominieren und aus dem schwarmträgen, sanftmütigen Urvolk entstehen stechwütige Schwarmteufel.

Hier mutiert dann die Zucht zu einem Lotteriespiel.

Am besten eignen sich vitale Völker in aufsteigender Schwarmstimmung zur Verwendung als Pflegevölker - natürlich darf die Schwarmlust noch nicht gänzlich ausgebrochen sein, denn dann ist mit einer akzeptablen Pflegeleistung nicht mehr zu rechnen (zu erkennen an offenen Weiselzellen).

Genauso ungeeignet sind aber auch Völker mit ungünstigem Verhältnis von Bienen zu Brut; sie sind zur Weiselpflege noch nicht reif.

Bienenrassen

Hier seien die wichtigsten Bienenrassen aufgezählt und gleichzeitig kurz in ihrer Charakteristik umrissen.

Einige der hier aufgeführten Rassen sind aktuell vom Aussterben bedroht.

ANATOLICA ODER TÜRKISCHE BIENE

In ihrer Heimat genießt sie einen umstrittenen Ruf: Gehasst oder geliebt, so richtig kalt läßt sie wohl keinen türkischen Imker.

Die Anatolica ist äußerst vital und langlebig, ausgestattet mit einem guten Orientierungssinn, hoher Flugkraft und einer
ausgeprägten Sparsamkeit im Umgang mit ihren Futterreserven.

Leider ist diese Rasse kälteempfindlich und reagiert ab Temperaturen unter 18 Grad Celsius mit einer ausgeprägten Stechlust. Ferner ist sie schwarmfreudig und verwendet viel Kittharz.

BUCKFAST

Vom Menschen erschaffene (Kunst)Rasse, die über viele Jahre von Ihrem Entdecker und Züchter, Bruder ADAM, erbfest herausgezüchtet wurde. Um diese Rasse ranken sich bis heute die größten Vorurteile und Misstrauensbekundungen, doch sind diese wohl eher auf Unwissenheit zurückzuführen.

Statistisch belegt ist die Tatsache, dass die Buckfast am meisten verbreitet ist bei Berufsimkern, also genau der Berufsgruppe, die vom Honigertrag ihrer Bienen leben müßen.

Die Buckfast ist sanftmütig, äußerst vital und krankheitsresistent, schwarmträge und äußerst sammeleifrig.

Aufgrund der ausgeprägten Brutleistung verbrauchen Buckfastbienen mehr Winterfutter, neigen im Spätsommer zur Räuberei.

Weitere Informationen über die Buckfast: www.buckfast.de
CARNICA ODER KRAINER BIENE

Die ursprüngliche Verbreitungszone diese Biene wird mit Österreich und Jugoslwawien angegeben. Viele Imker sehen in ihr die "beste Bienenrasse" und sie beweist tatsächlich durch ihren Sammeleifer, der sprichwörtlichen Sanftmut, ihrem ausgeprägten Orientierungssinn und einer sehr guten Winterfestigkeit, dass sie diese Bezeichnung nicht zu Unrecht trägt. Allerdings nicht ohne

"Aber, ...!"

Ihre rasche, frühe Volksentwicklung, die nicht selten in eine schwer kontrollierbare Schwarmlust mündet, relativiert die oben genannten Vorteile drastisch.

CAUCASICA

In ihrem Äußeren ähnelt auch sie der Carnicabiene. Äußerst sanftmütig und fleißig, erfreut sie sich besonders in Gebieten mit starkem Rotkleeanbau großer Beliebtheit (heute noch häufig zu finden in den Baltischen Staaten und in Teilen der ehemaligen Sowjetunion), bedingt durch ihre außergewöhliche Rüssellänge.

Der größte Nachteil der Caucasica ist die Verwendung von Propolis - sie macht dies in einer derart unangenehmen Art und Weise, dass die Bearbeitung der Völker in einem beträchtlichen Masse erschwert wird. Durch die tiefe genetische Verstrickung dieser Eigenschaft ist die Selektion auf "sparsamen Umgang mit Propolis" besonders bei dieser Bienenrasse so schwer; ihre Art wird meist nur von den Imkern geduldet, die - ja, die es einfach nicht besser kennen.

CECROPIA ODER GRIECHISCHE BIENE

Sanftmütig wie die Carnica, allerdings absolut schwarmträge und fruchtbar. Nachteilig äußern sich bei "der Griechin" ihr Hang zum Propolisieren und die Neigung zum Verbauen. Heute ist eine reine Cecropia - verursacht durch Bienenimporte und stark ausgeprägter Wanderimkerei in Griechenland - kaum noch zu finden.

CYPRIA

Wie ihr Name schon vermuten läßt, ist diese Biene auf Zypern beheimatet. Eine robuste Rasse, die gut überwintert und starke Völker bildet. Aufgrund ihrer nachteiligen Eigenschaften wie ungeheure Stechlust und verschwenderisches Haushalten in Form von Umsetzen jedes Honigtropfens in Brut ist auch ihre wirtschaftliche Bedeutung eher zu vernachlässigen.

FASCIATA ODER ÄGYPTISCHE BIENE

Nordafrikanische Biene von wirtschaftlich untergeordneter Rolle. Viele namhafte Züchter glauben, dass ihre eigentliche Bedeutung in der Kreuzungs- und Kombinationszucht liegt.

INTERMISSA ODER TELLBIENE

Nordafrikanische Biene mit unbändiger Kraft, extrem in allen Eigenschaften wie Brutleistung, Schwarmlust und Agressivität.


LIGUSTICA ODER ITALIENERBIENE

Ihre Farbprägung ist hellgelb bis lederbraun; diese Biene kann getrost als sanftmütig, schwarmträge und sammelfreudig eingestuft werden. Besonders geeignet ist ihr Einsatz in milden klimatischen Regionen mit guten, langanhaltenden Trachperioden.
Durch die große Bruttätigkeit sind Ligusticavölker in stärkerer Weise milbenanfällig, außerdem neigen sie zum Verflug und Räuberei.
Alte Imker scherzen hier gerne: "Sie klaut, nicht umsonst wird sie Italienerbiene genannt ..."

MELLIFERA (APIS MELLIFERA MELLIFERA) ODER DUNKLE BIENE

Ihr charakteristisches Aussehen kann als glänzend und seidig - schwarz bezeichnet werden. Aufgrund ihrer ursprünglich großen klimatischen Streuung ist eine pauschale Einstufung ihrer Eigenschaften nur schwer aufzulisten, allerdings ist auch hier leider klar:

Diese Bienenrasse ist akut vom Aussterben bedroht. Sie kommt nur noch vereinzelt in Norwegen, Schweden, dem Baltikum und Polen vor. Es gibt rührige Bestrebungen, diese Rasse - einst Mitteleuropas ursprüngliche, typische Bienenrasse - in Deutschland regional zu etablieren.

Die Mellifera hat eine ausgeprägte Flugkraft und zeichnet sich durch hohe Langlebigkeit sowie einem starken Pollensammeltrieb aus.
Ihre Neigung zur Schwärmerei und die erhöhte Verteidigungsbereitschaft, die bei einigen Stämmen in wilde Raserei enden konnte, waren und sind auch heute noch ein Teil der Erinnerungen vieler Altimker - Schlechtes bleibt nun einmal länger real und sicherlich auch ein Grund für die Bemühungen der deutschen Imker, in den 50er Jahren die Carnicabiene in Deutschland anzusiedeln.
Diese Vorgehensweise hat die Mellifera auch dieses aktuelle Schicksal in unseren Breiten beschert.
Weitere Informationen über die Dunkle Biene: www.nordbiene.de

Die lange Nacht der Bienenwissenschaftern