Montag, 7. Juni 2021

Unverzichtbare Bestäuber in der Obstblüte

 Ohne Bienen wenig Obst 

Ein einziges Honigbienenvolk kann pro Tag drei Millionen Obstblüten bestäuben. Sie erzeugen durch ihre gezielte Bestäubung mehr Früchte und eine höhere Qualität. Zwei Millionen Tonnen Äpfel verdanken wir jedes Jahr allein der Bestäubung durch Bienen.

Biene an Obstblüte - Foto: Martina Böhner / pixelio.de

Gemeine Sandbiene an Löwenzahn - Foto: Helge May

07. Mai 2013 – Ein einziges Honigbienenvolk mit rund 20.000 Flugbienen kann pro Tag drei Millionen Obstblüten bestäuben. „Für die Blüten wird dadurch sichergestellt, dass sie nur mit dem für sie brauchbaren arteigenen Pollen bestäubt werden“, erklärt Katja Burmeister vom NABU Mecklenburg-Vorpommern. „Durch Aufstellen von Honigbienenvölkern und die hohe Wirksamkeit der Bienenbestäubung lässt sich der Ertrag bei Himbeeren und Erdbeeren um 50 Prozent, bei Birnen um 71 Prozent, bei Pflaumen um 75 und Sauerkirschen um 78 Prozent und bei Äpfeln sogar um 86 Prozent steigern.“ Doch die Bienen erzeugen durch ihre gezielte Bestäubung nicht nur mehr Früchte, sondern auch eine nachweisbar höhere Qualität. „Die von Bienen bestäubten Blüten bilden Früchte aus, die größer, schwerer, wohlgeformter sind und einen höheren Fruchtzuckeranteil haben“, so die NABU-Bienenexpertin. „Zwei Millionen Tonnen Äpfel, 360.000 Tonnen Birnen und 250.000 Tonnen Kirschen verdanken wir jedes Jahr allein der Fremdbestäubung durch Bienen.“


Menschen als Ersatzbestäuber

Das weltweit zu beobachtende Bienensterben hat dramatische Auswirkungen, nicht nur für die Bienen, sondern auch für uns Menschen. In einigen Regionen Chinas wird das bereits drastisch sichtbar. Dort bestäuben nicht mehr Bienen die Apfelbäume, sondern Menschen! Mit Wattebäuschchen, Pinseln, selbstgemachtem Werkzeug und mit Pollen gefüllten Medikamentenfläschchen bestäuben sie Millionen Obstblüten per Hand. Der Grund dafür: Es gibt dort keine Bienen mehr! Zu sehen ist dieses Szenario in dem Film „More than Honey“, der sehr anschaulich die Problematik des Bienensterbens darstellt.

„Die Etablierung von Blühstreifen und Hecken, blühende Stilllegungsflächen und Untersaaten, vielfältige Fruchtfolgen, die Förderung von Nistmöglichkeiten für wildlebende Bestäuber sowie ökologische Landwirtschaft können dazu beitragen, dass Wildbienen, Honigbienen und andere Bestäuber wieder bessere Lebensbedingungen erhalten und somit nicht nur ihre Lebensgrundlage, sondern auch die von uns Menschen gesichert ist“, so NABU-Bienenexpertin Katja Burmeister.


Honigbienen alleine reichen nicht aus

Andere Insekten, zum Beispiel Schmetterlinge, sind für eine ertragreiche Ernte unverzichtbar - Foto: Helge May

Andere Insekten, zum Beispiel Schmetterlinge, sind für eine ertragreiche Ernte unverzichtbar - Foto: Helge May

Eine internationale Studie hat gezeigt, dass Pflanzen besonders viele Früchte und Samen hervorbringen, wenn möglichst viele unterschiedliche Arten frei lebender Insekten vorhanden sind, wie Wildbienen, Fliegen, Käfer, Schmetterlinge und Vögel. Eine maximale Ernte gibt es also nur mit einer Vielfalt an Bestäubern. Honigbienen können diese wilden Bestäuber nicht ersetzen, sondern lediglich unterstützen. So konnten die Forscher nachweisen, dass der Blütenbesuch der wilden Bestäuber, insbesondere der Wildbienen, doppelt so effektiv ist wie der von Honigbienen. Die Wissenschaftler untersuchten insgesamt 600 Felder mit 41 Nutzpflanzenarten aus 20 Ländern. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift Science erschienen.

„Die Ergebnisse machen deutlich, dass eine ertragreiche Landwirtschaft nicht ohne Artenvielfalt auskommt“, so Prof. Dr. Teja Tscharntke, Leiter der Abteilung Agrarökologie der Universität Göttingen. „Es wäre sehr riskant, sich bei der Bestäubung von Nutzpflanzen alleine auf die vom Menschen gemanagten Honigbienen zu verlassen, deren Anzahl durch Parasiten und Pestizide in jüngerer Zeit stark beeinträchtigt wurde. Konzepte zur Förderung weltweiter Nahrungsmittelsicherheit sollten auch den Schutz frei lebender Bestäuber, namentlich der Wildbienen, berücksichtigen.“

Wer nistet überhaupt in Nisthilfen für Wildbienen?

 

Nisthilfen bieten sehr gute Möglichkeiten, vom Frühjahr bis zum Herbst das faszinierende Brutgeschehen der Wildbienen aus nächster Nähe zu beobachten.
Wir stellen die Arten vor, die Nisthilfen häufig nutzen.


Frühlings-Seidenbiene - Foto: Markus Gebel

Frühlings-Seidenbiene - Foto: Markus Gebel

Gehörnte Mauerbiene (Osmia cornuta)

Gehörnte Mauerbienen bei der Paarung - Foto: Volker Fockenberg

Gehörnte Mauerbienen bei der Paarung - Foto: Volker Fockenberg

Flugzeit: März bis Anfang Juni

Größe: 10 bis 16 mm

Pollentransport: Bauchsammler

Merkmale: Kopf und Brust schwarz, Hinterleib rot, auf der Stirn zwei Hörner

Biologie: häufige Art, in Norddeutschland jedoch kaum verbreitet; nur eine Generation pro Jahr


Rote Mauerbiene (Osmia bicornis)

Männchen der Rostroten Mauerbiene - Foto: Volker Fockenberg

Männchen der Rostroten Mauerbiene - Foto: Volker Fockenberg

Flugzeit: April bis Juni

Größe: 9 bis 12 mm

Pollentransport: Bauchsammler

Merkmale: Kopf und Hinterleibsende schwärzlich, sonst rotbraun, Bauchbürste gelblich, Gesicht beim Männchen weiß, beim Weibchen schwarz behaart

Biologie: häufige Art, nur eine Generation pro Jahr; Die Art ist in der Wahl ihrer Nistplätze sehr flexibel und nistet gelegentlich sogar in Schlüssellöchern, Fensterrahmen oder Gartenschläuchen.


Stahlblaue Mauerbiene (Osmia caerulescens)

Weibchen der Blauen Mauerbiene - Foto: Volker Fockenberg

Weibchen der Blauen Mauerbiene - Foto: Volker Fockenberg

Flugzeit: April/Mai bis August

Größe: 8 bis 10 mm

Pollentransport: Bauchsammler

Merkmale: schwärzlich gefärbt, mit Blauschimmer, schüttere Behaarung, auf Hinterleib weiße Randbinden, leere Bauchbürste schwarz

Biologie: häufige Art, zwei Generationen pro Jahr; sammelt bevorzugt auf Lippen- und Schmetterlingsblütengewächsen; Der Nestverschluss besteht aus zerkauten Blättern und sieht daher frisch grün und später dunkelbraun aus.


Seidenbiene (Colletes daviesanus)

Weibchen der Seidenbiene - Foto: Volker Fockenberg

Weibchen der Seidenbiene - Foto: Volker Fockenberg

Flugzeit: Mitte Juni bis August

Größe: 8 bis 9 mm

Pollentransport: Beinsammler

Merkmale: Hinterleib schwarz, mit breiten, weißgrauen Filzbinden, Hinterleibsende zugespitzt, nistet auch im Boden und alten Mauerfugen

Biologie: Pollen für ihre Nachkommen sammeln diese Bienen nur auf Korbblütengewächsen. Im Siedlungsbereich ist diese Art überall häufig.


Blattschneiderbiene (Megachile spec.)

Weibchen der Blattschneiderbiene - Foto: Volker Fockenberg

Weibchen der Blattschneiderbiene - Foto: Volker Fockenberg

Flugzeit: Juni bis September

Größe: 9 bis 12 mm

Pollentransport: Bauchsammler

Merkmale: Körper flach, der Hinterleib erscheint flach gedrückt, die Weibchen halten beim Pollen sammeln den Hinterleib in die Höhe

Biologie: Ihren Namen verdanken die Blattschneiderbienen ihrem Verhalten, denn sie schneiden aus Blättern runde und ovale Stücken heraus, mit denen sie ihre Nester auskleiden. Die Rosen-Blattschneiderbiene bevorzugt dazu frische Rosenblätter, nimmt aber auch Blätter verschiedener anderer Pflanzen an. Sie tapeziert quasi ihre Kinderzimmer mit Rosentapete.


Löcherbiene (Osmia tuncorum)

Weibchen der Löcherbiene - Foto: Volker Fockenberg

Weibchen der Löcherbiene - Foto: Volker Fockenberg

Flugzeit: Juni bis September

Größe: 6 bis 7 mm

Pollentransport: Bauchsammler

Merkmale: ähnelt kleiner Scherenbiene, Bauchbürste ist aber gelbbraun, sammelt Pollen nur an Korbblütlern

Biologie: Die kleine Biene verschließt ihr Nest mit Harz und kleinen Steinchen.


Schwarze Schönheit mit einer Vorliebe für Holz


Blaue Holzbiene (Xylocopa violacea)

Die Blaue Holzbiene ist die größte heimische Wildbienenart. Wegen ihrer Größe wird sie häufig für eine Hummel gehalten. Die Holzbiene brummt laut, ist aber sehr friedfertig. Besonders auffällig sind die blauschimmernden Flügel und der metallisch-schwarz glänzende Panzer.


  • Dieses noch frische Tier zeigt schön die metallblaue schimmernde Farbe der Flügel. - Foto: Klaus Schmidt

  • Allein unterwegs: Die Blaue Holzbiene gehört zu den Solitärbienen. 

  • Sie erreichen eine stattliche Größe von knapp drei Zentimetern - Foto: Helge May

  • In milden Wintern sind Holzbienen schon früh unterwegs. Hier im Februar an Schneeheide. - Foto: Helge May

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Die Holzbiene hat ihren Namen von ihrer Angewohnheit, kleine Höhlen in morsches Holz zu bohren, in der sie ihre Brut aufzieht. Ihre Kauwerkzeuge sind so kräftig, dass sie dabei richtiges Sägemehl produziert.


Merkmale der Blauen Holzbiene

Holzbienen erreichen eine Körperlänge von bis 28 Millimetern. Sie sind anhand ihres hummelartigen Körpers und der meist schwarzen Behaarung sowie den schwärzlichen, violett irisierenden Flügeln gut von anderen Bienen zu unterscheiden. Wie alle Holzbienen-Arten, die vor allem vermehrt in Südeuropa vorkommen, weist auch die Blaue Holzbiene auf Brust und am Hinterleib gelbe Haare auf.


Lebensweise und Vorkommen

Die Blaue Holzbiene ist seit geraumer Zeit auch in unseren Breiten zu finden. Als größte Wildbiene ist sie kaum zu übersehen und auch gut zu bestimmen. Bei der Insektensommer-Aktion des NABU wurde sie 2019 mehr als dreimal so oft beobachtet wie im Vorjahr. Das heißt, dass die Holzbienen wahrscheinlich bereits ein ordentliches Vorjahr hatten und dass sie gut durch den Winter gekommen sind.

Die lange Nacht der Bienenwissenschaftern