Die Biene, an Organisationstalent, Fleiß und Mut ohnehin nur schwer zu überbieten, trägt eine große Verantwortung auf ihren kleinen Schultern. Sie spielt eine entscheidende Rolle in unserem Ökosystem und ist eines unserer wichtigsten Nutztiere. Dennoch setzt ihr ausgerechnet der Mensch massiv zu. Sie möchten gern etwas PRO BIENE tun? Los geht´s!
„Oh, jetzt wurde ich gestochen.“ Andreas Vihs bleibt sehr gelassen, während die Biene aus seiner Hand kullert. Sein Sohn Arik, längst selbst von der Leidenschaft rund um die Biene gepackt, erklärt uns, dass ein Stich das Ende eines Bienenlebens bedeutet. Wir haben nicht lange Zeit zum Trauen. Es ist ganz schön was los am Bienenstock. Der Auftrag ist für jede einzelne Biene ganz klar. Und die Struktur innerhalb eines Volkes sehr beeindruckend. Der erste Tipp von Andreas Vihs, dem 1. Vorsitzenden des Imkervereins Osterode:
„Am besten nicht in der Nähe des Flugloches aufhalten.“ Die extra positionierten Wächterbienen haben ein Auge auf Unregelmäßigkeiten. Wenn das Summen immer höher und lauter wird, ist das ein Zeichen dafür, dass man lieber Abstand nehmen sollte. Womöglich sind Sie dunkel gekleidet und werden mit einem Bär verwechselt?!
Dazu schwirren die ankommenden, mit Nektar beladenen Sammelbienen mit hohem Tempo an den Bienenstock heran. Wenn es zu einem Stich kommt, war es selten Absicht. „Die Bienen sind auf Sanftmut gezüchtet“, erklärt Andreas Vihs. „Bei Gewitter zum Beispiel können sie aber auch schon mal anders werden. Und natürlich, wenn man sie, auch wenn nur aus Versehen, drückt.“ Er selber wird 20- bis 30-Mal im Jahr gestochen, erzählt er uns. Der Körper gewöhne sich im Laufe der Zeit daran.
„Wer sich mit dem Gedanken trägt, mit der Imkerei beginnen zu wollen, sollte sich vorab unbedingt von einem Arzt testen lassen. „Ein kleiner Stich kann, wenn eine Allergie noch unentdeckt ist, schwere Folgen haben.“
Dennoch ist das Imkern, das Pflegen und Bekümmern der Bienenvölker eine Beschäftigung, die einem, neben dem immer einzigartigen Honig, unglaublich viel zurückgibt. Andreas Vihs hat sich in seiner Zeit in der Schweiz vom „Bienen-Virus“ infizieren lassen. Hier kam er durch Zufall mit einem Imker ins Gespräch, dessen Arbeit mit den Bienen ihn so faszinierte, dass er – zurück in Deutschland – selbst damit begann. Dass sein Sohn ebenfalls so fasziniert von den Bienen ist, ist ein doppelter Segen, teilt er doch nun das Hobby mit seinem Vater, ist unglaublich interessiert an allem, dabei ganz nahe an der Natur.
Dazu wird Nachwuchs auch bei den Imkern dringend gebraucht. „Erfreulicherweise haben wir im Verein einige neue Mitglieder begrüßen dürfen. Auch Corona hat den Zugang sicher verstärkt .“ Gerade bei jungen Menschen spielt Nachhaltigkeit eine große Rolle.
Ressourcen zu schonen, regionale Anbieter zu stärken und etwas selbst zu erwirtschaften, ist schwer angesagt. Dazu bestätigt Andreas Vihs noch einmal, dass jede Bienenkiste im Garten oder auf einem Hausdach genauso wichtig ist, wie jeder Quadratmeter blühende Wiese oder bienenfreundliche Pflanzen im Freiland, ja sogar im Topf auf dem Balkon. „Jeder Einzelne muss sich bewusst machen, dass zum Beispiel dieser Trend „Steingarten“ für Insekten und Bienen eine entsetzliche Sache ist. Dazu hat es die Biene im ländlichen Raum noch schwerer, weil auf großen Flächen keine Beikräuter wie Kornblume, Mohn, Disteln etc. blühen und der Wegesrand auch meist vor der Blühte gemäht wird. Die Vielfalt fehlt. In der Regel dauert es dann zwei Wochen, bis sich die Trachtlücke schließt und sie am Wegesrand wieder blühenden Blumen findet.“ Da hat es die Biene in der Stadt schon leichter. Hier findet sie das ganze Jahr Nektar, eine größere Vielfalt an Blumen und weniger Pflanzenschutzmittel. Im Moment sammeln die Völker von Andreas Vihs unter anderem die Blüten von der Linde, der Brom- und Himbeere. Klingt schon jetzt sehr lecker.
„Es findet sich nie zum Beispiel nur Raps im Honig. Die Biene sammelt jeden Tag eine Blumen- oder Pflanzensorte. Wenn sie morgens mit der Apfelblüte beginnt, sammelt sie den ganzen Tag Apfel.“ Tatsache ist, dass Bienen mehr als 80% der Bestäubung aller Blüten- und Nutzpflanzen übernehmen, so das Wachsen und Gedeihen unserer liebsten Nahrungsmittel überhaupt erst möglich machen.
Da niemand auf sein Obst, Gemüse und vieles mehr verzichten möchte, sollte Insektenschutz eigentlich Pflicht sein, oder? Immerzu kommen Bienen in putzigen Pollenhöschen angeflogen. Mit einer Flugstrecke von 3 Kilometern und der fortlaufenden Sammelei erledigen sie einen Knochenjob. „Je näher die Blüte am Stock ist, desto höher ist der Ertrag. Mit jedem Kilometer, den die Biene fliegen muss, verbraucht sie Energie und damit das, was sie gerade gesammelt hat.“ Auch ein Grund, warum Andreas Vihs aus Eigenantrieb ganz in der Nähe der Bienenstöcke eine sogenannte Agroforst aufgebaut hat. In der Agroforstwirtschaft werden Bäume und Landwirtschaft miteinander kombiniert. Bäume, Wiesen, Weiden usw. so zusammengestellt, dass Insekten ganzjährig Nahrung finden. Andreas zieht eine Honigwabe aus der Beute. Die Bienen sind sehr entspannt und spüren, dass er ihnen nichts Schlechtes will. Sie sind gerade dabei, den Nektar einzutragen. So eine Wabe ist genau genommen ein Kunstwerk. Die in Perfektion aneinander gesetzten Sechsecke aus Wachs können auf einer Zarge bis zu 2 Kilo Honig fassen. Je nach Wetterlage sammelt ein Volk innerhalb einiger Tage gut 25 Kilo des süßen Goldes ein.
„Die Bienen tragen den Nektar in der Wabe von einer Zelle zur nächsten, um sie zu trocknen und den Zuckergehalt aufzukonzentrieren. Auch durch die Fächerbewegung der Flügel reduziert sich der Wassergehalt von 70 auf bis zu 17 % herunter. Dann ist der Honig reif und kann geerntet werden.“
Andreas Vihs hat gerade einen neuen Unterstand für die Wirtschaftsvölker gebaut. Das sind die Bienen, die den Honig bringen. Die Bienenstöcke, die ganz aus Holz bestehen und wie ein „Etagenhäuschen“ aufgebaut sind, werden auch Holzbeuten genannt. Im unteren Teil findet sich der Brutraum, darüber dann die Zargen, die nach und nach von den Bienen mit Honig gefüllt werden. „Je nachdem, wie das Volk aus dem Winter herauskommt, wächst es dann im Frühjahr mit zunehmender Temperatur und Nahrungsangebot. Dann entstehen auch die Weiselzellen, in denen zukünftige Königinnen heranwachsen. Die Larven werden mit kostbarem Gelée Royal gefüttert. Kurz bevor die Jungkönigin schlüpft, zieht ein Teil der Bienen mit der alten Königin aus, es bildet sich ein Schwarm. Dann gehen Spurbienen auf die Suche nach einer neuen Behausung. Arik erklärt uns: „Ausgezogene Königinnen und ihre Völker hängen zum Beispiel oft in Bäumen. Die Trauben kann man im besten Fall herunterschütteln, mit Wasser nass machen oder mit einem Besen herunterkehren. Die eingesammelten Bienen setzt man zuerst in Fangkörbe, dann in einen Brutraum, damit sich ein neues Volk bilden kann.“ Sollten Sie eine solche Traube entdecken, ist es sicher besser, einen Fachmann hinzuzuziehen. Die Vihs‘ bieten ihren Bienen übrigens aus gutem Grund nur Holzbeuten zum Wohnen und Arbeiten an. „Wir sind seit 1,5 Jahren zertifiziertes Bioland-Mitglied und verfolgen einen besonders nachhaltigen Gedanken.“ Der Unterstand der Bienenstöcke ist übrigens rundherum mit einer dicken Holzbohle gesichert. „Auch Tiere lieben den Honig. Zum Beispiel Waschbären kratzen sich problemlos durchs dünne Holz, um Honig zu naschen.“
Den vom Imkerverein Osterode geernteten Honig können auch Sie erstehen. Damit fördern Sie die Regionalität und kaufen ein Produkt, das nicht um die halbe Welt gereist ist. (Etiketten lesen ist auch bei BIO Produkten sehr spannend.)
Er schmeckt übrigens immer anders, hat, je nach Nektar, ein entsprechendes Aroma. Noch schöner wäre es natürlich, wenn Sie sich dafür begeistern könnten, sich aktiv für die Bienen Ihrer Region einzusetzen oder womöglich das Imkern für sich zu entdecken. Sie denken jetzt, sie haben doch gar keine Ahnung im Umgang mit Bienen? Das macht überhaupt nichts.
Beim Imkerverein Osterode, der in 2022 sein sagenhaftes 125-jähriges Jubiläum feiert, sind Sie zum Reinschnuppern
immer
willkommen. Wenn Sie starten möchten, wird Ihnen ein erfahrener Pate
zur Seite gestellt, der Ihnen sicher viele wertvolle Tipps geben kann.
Vor dem Anschaffen eines Bienenvolkes sollte man über ein bestimmtes Basiswissen verfügen. Zum Beispiel darüber informiert sein, dass die Bienen über das ganze Jahr bekümmert werden müssen. Dadurch, dass der Imker den Bienen den Honig „ihren Wintervorrat“ nimmt, müssen sie gefüttert werden, und auch auf die Vermehrung der Varroamilbe muss geachtet und gegebenenfalls Maßnahmen ergriffen werden. Wer Insekten und Bienen zu Hause etwas bieten möchte und Platz hat, lässt etwas Totholz in einer ruhigen Ecke liegen, einen Holzstamm oder auch Backsteine und gebündeltes Schilf sind eine prima Nisthilfe. Gerade bei warmen Temperaturen sollten Sie den Tieren eine Wasserstelle einrichten. Eine Schale mit Moos und Steinen wäre optimal. In den Gartencentern und Gärtnereien finden Sie spezielle bienenfreundliche Blühpflanzen, die nicht nur hübsch aussehen, sondern den Insekten auch Nahrung liefern. Die Saat für eine üppige Blumen- und Kräuterwiese bringen Sie am besten im Frühling aus.
Wenn Sie sich aus erster Hand informieren lassen möchten, besuchen Sie die Internetseite des „Imkervereins Osterode und Umgebung“ aus 1897 – www.imkerverein-osterode.de.
Die Homepage des Vereins, der im kommenden Jahr sein 125-jähriges Jubiläum feiert, konnte durch Fördermittel und die freundliche Unterstützung der Sparkasse Osterode am Harz realisiert werden. Hier finden Sie zukünftig viel Wissenswertes über die Biene, natürlich den direkten Draht zu erfahrenen Imkern und den Aktionen des Vereins. Bei der Sparkasse Osterode wurde den Themen Nachhaltigkeit und Umweltschutz von jeher viel Beachtung geschenkt. Dem Imkerverein Osterode diesen digitalen Schritt zu ermöglichen und Interessierten im Internet eine direkte Brücke zum Verein zu bauen, war ihr ein Anliegen. Aber auch in der realen Welt wurde in den letzten Jahren viel getan, um der Natur etwas zurückzugeben. Zum Beispiel zusammen mit Konfirmandinnen und Konfirmanden im Altkreis Osterode Bäume und Sträucher verschiedenster Art gepflanzt, um den neuen Lebensabschnitt der jungen Menschen zu ehren, gleichzeitig etwas für die Zukunft zu tun. In Schwiegershausen wurden in diesem Jahr zum stolzen 30. Mal Bäume gesetzt und ist hier, dank der Stiftung der Sparkasse Osterode, schon eine richtige kleine Obstplantage entstanden, von der auch geerntet werden darf. Damit es eine Ernte gibt, sind vor allem die Bienen und eine reichhaltige Bestäubung unerlässlich. Ihnen müssen wir mehr Wohn- und Lebensraum schaffen.
Die 30 involvierten Beschäftigten waren sehr begeistert dabei und steckten viel Herz und Können in dieses wunderbare Projekt. Eigneten sich dafür auch eine Menge Fachwissen an, denn nur hübsch aussehen hilft ja nicht. Die Tiere müssen sich sehr eingeladen fühlen und dürfen sich zum Beispiel nicht an noch so kleinen scharfen Kanten verletzen. In der Tischlerei in der Werkstatt Northeim entstanden so sechs perfekt durchdachte Unterkünfte für Bienen, Hummeln, Schmetterlinge & Co, dessen naturbelassene Einschübe für jedes Insekt den passenden Unterschlupf bieten. Sie können problemlos erneuert und nachgerüstet werden (den Bericht über den Insektenhotel-Bau lesen Sie in der USCHI No 21). Mittlerweile stehen die schicken „S“-Hotels an den Sparkassen-Filialen Osterode, Hattorf, Förste und Herzberg. Auch in Bad Sachsa dürfen sich die Insekten bald über so ein attraktives Domizil an ihrer Hausbank freuen. In Bad Lauterberg wird aktuell noch nach dem perfekten Platz dafür gesucht. „Unsere Region liegt uns sehr am Herzen“, ließ uns Thomas Toebe, Vorsitzender der Sparkasse Osterode am Harz, bereits beim gemeinsamen Besuch der HWW wissen. „Jedes Unternehmen und jeder Einzelne von uns muss sich mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinandersetzen und vor allem verstehen.“
Wer sich inspiriert fühlt, als erfahrener oder Neu-Imker egal welchen Alters Spaß an der beeindruckenden Welt der Bienen hat, Austausch sucht, oder etwas lernen will, wendet sich gern an den Imkerverein Osterode.
www.imkerverein-osterode.de
Andreas Vihs E-Mail:
1.vorsitzender@imkerverein-osterode.de
Tel.: 01 76 – 2340 39 89.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen