Montag, 15. Januar 2024

Hummeln

 

Auch Hummeln sind Wildbienen



Erdhummeln auf einer Distelblüte

Hummeln sind die Zeppeline unter den Bienen. Die Tiere mit der flauschigen Behaarung fliegen schon seit 25 Millionen Jahren über diese Erde. Sie stammen aus den Bergen des Himalayas. Die robusten Insekten breiteten sich fortwährend bis nach Sibirien, Alaska und Grönland aus. Heute finden wir sie auf der gesamten eurasischen Landfläche. Nur wenige Hummelarten fanden ihren Weg bis nach Südamerika. In wärmeren Regionen beschränken sie sich auf die Gebirge.

Hummeln in Deutschland
Anteil der Hummeln in Bezug zur Gesamtanzahl der Wildbienen in Deutschland

Weltweit gibt es 250 Arten, wovon wir 70 in Europa finden. Bei uns in Deutschland gelten 41 Hummelarten als heimisch. Aber nur sieben Hummelarten können wir häufig in unseren Gärten und Parks beobachten. Zu den Hummeln zählen wir auch die sogenannten Kuckuckshummeln, die keine Völker bilden. Stattdessen legen sie ihre Eier in ein bestehendes Hummelnest und lassen sie dort fremd ausbrüten. Die sozial organisierten Hummeln bilden Staaten mit bis zu 600 Tieren. Das Hummelvolk besteht wie bei Honigbienen aus Arbeiterinnen, Drohnen und einer Hummelkönigin. Sie leben vornehmlich im Sommer und sterben im Herbst. Nur die begatteten Jungköniginnen eines Staates überwintern und beginnen im zeitigen Frühjahr mit dem Nestbau und der Gründung eines neuen Staates.

Speiseplan der Blütenbesucher

Bunte Hummel an Hornklee
Bunte Hummel an Hornklee (© Roland Günter)

Hummeln brauchen Nektar und Pollen von Blütenpflanzen. Dabei sind die meisten genügsame Sammlerinnen vieler verschiedener Pflanzenfamilien. Ihren Nektar saugen sie am liebsten an blauen Kelchen, denn die harmlosen Tiere können kein rot sehen. Hummeln erkennen zudem, ob zuvor andere Bestäuber an einer Blüte waren und ob sich der Aufwand lohnt, diese noch anzufliegen.

Die Körpergröße und Rüssellänge von Hummeln spielen beim Blütenbesuch eine wichtige Rolle. Da sich die Größen schon bei Hummeln des gleichen Volkes unterscheiden, finden wir auch bei den „Geschwistern“ unterschiedliche Vorlieben beim Nektarsaugen. Hummeln mit langen Rüsseln wie die Gartenhummel kommen auch an tiefliegenden Nektar von Schmetterlingsblütlern. Hummeln mit kurzem Rüssel, wie die Erd- oder Heidehummel, sind eingeschränkter in ihrer Nahrungswahl.

Gelegenheit macht Diebe

Sitzt der Nektar zu tief, können Hummeln zu Nektarräubern werden. Mit ihren scharfen Mundwerkzeugen beißen sie seitlich oder am Boden kleine Löcher in die Blüten tiefkelchiger Pflanzen wie Akelei oder Roter Lichtnelke. Ohne die Pflanze zu bestäuben, fliegen sie gestärkt durch das zuckerhaltige Diebesgut davon.

Dabei sind Hummeln meisterlich beim Bestäuben von Blütenpflanzen. Sie beherrschen eine spezielle Technik: die Vibrationsbestäubung. Das sogenannte Buzzing bezeichnet das Vibrieren der Hummel mit dem Oberkörper in der Blüte. Das Rütteln und Schütteln löst den Pollen aus der Blüte.


Hummelpflanzen

Bei der Wahl ihrer Pflanzen gibt es ein paar Favoriten, mit denen wir im Garten vielen Hummeln helfen können.

Die Top-Hummelpflanzen sind:

  • Rot-Klee
  • Hornklee
  • Beinwell
  • Disteln
  • Gewöhnlicher Natternkopf
  • Wiesen-Löwenzahn
  • Flockenblumen

Außerdem bestäuben Hummeln über 100 Sorten von Obst und Gemüse. Auberginen, Gurken, Kiwi, Mandeln, Melonen, Paprika, Pfirsiche, Tomaten und viele mehr werden angeflogen. Diese Effektivität ist für Hummeln Fluch und Segen zugleich.


Das Hummelnest



Frei gelegtes Nest der Ackerhummel (Bombus pascuorum)

Die Brutstätten von Hummeln reichen bis zu drei Meter tief in den Boden. Lange Röhren bahnen sich den Weg, verborgen unter Baumwurzeln oder Hecken. Auch alte Behausungen von Mäusen und Maulwürfen werden gern genutzt. Manche Hummelarten nisten hingegen lieber an der Oberfläche. Komposthaufen, Dachböden, Meisenkästen oder Dornengestrüpp sind besonders beliebt. Andere wollen eine noch bessere Aussicht. Die Baumhummel etwa nistet in natürlichen Baumhöhlen. Hummeln haben also unterschiedliche Ansprüche an ihren Lebensraum. Wir unterscheiden daher zwischen Arten der Ebenen, der offenen Landschaften und lichten Wälder und Arten der Hügelländer und Gebirge.

Der Hummelstaat

Flugzeiten häufiger heimischer Hummeln
Flugzeiten häufiger heimischer Hummeln

Die Flugzeiten der Hummeln Mitteleuropas unterscheiden sich. Die Zeitigsten sind bereits im Februar unterwegs, andere fliegen noch im Oktober. Die meisten Königinnen erwachen bereits im Frühjahr aus ihrem Winterschlaf und krabbeln aus der auftauenden Erde. Sogleich beginnen sie mit der Suche nach Nahrung. Dabei sind sie auf die früh blühenden Krokusse und Sal-Weiden angewiesen. Die Hummelkönigin wurde bereits im Vorjahr begattet, benötigt allerdings reichlich Blütenpollen, bevor es an den Nestbau geht.

Nachdem sich die designierte Königin gestärkt hat, baut sie in einem passenden Hohlraum das Nest für den neuen Hummelstaat. Als Dämmmaterial verwenden Hummelköniginnen Haare, Federn, Moos, Gras oder gelegentlich auch Dachbodendämmung. Nun formt sie eine Hohlkugel von der Größe eines Tennisballs, in die sie einen fingerhutförmigen Behälter aus Wachs baut – den sogenannten Honigtopf. Dieser wird mit Nektar befüllt. Anschließend rollt sie eine erbsengroße Kugel aus Blütenpollen und umhüllt sie mit Wachs. Darauf legt sie ein Ei und befruchtet es.

Vom Ei zum Pelz

Durch intensives Vibrieren bebrütet die Hummelkönigin die Eier bei konstanten 30° Celsius. Um ausreichend Energie für diese Leistung zu haben, braucht sie die Zuckermenge von 6.000 Blütenbesuchen.

Die Hummellarven schlüpfen nach vier bis fünf Tagen.

Eine Woche später spinnt sich die Larve ein Kokon aus Seide. Die Puppen, aus denen Arbeiterinnen, Drohnen und Jungköniginnen werden, brauchen unterschiedlich lange Puppenruhen. Die früh fliegenden Arbeiterinnen verbringen 9 Tage im Kokon. Drohnen und Jungköniginnen fliegen später im Jahr. Die Drohnen benötigen 11 Tage und die Jungköniginnen sogar 13 Tage Puppenruhe.

Die ersten Arbeiterinnen des neuen Staates übernehmen zunächst die Aufzucht der zweiten Larvengeneration. Ab dem Moment, da die Arbeiterinnen auf Futtersuche gehen, stellt die Königin diese Tätigkeit ein. Sie verbringt den Rest ihres Hummellebens im Nest und legt fleißig Eier. Der Hummelstaat wächst. Die Königin stellt irgendwann die eigene Pheromonproduktion um, woraufhin weibliche und männliche Eier gelegt werden. Die weiblichen Larven entwickeln sich zu potenziellen Königinnen und die männlichen zu paarungswilligen Drohnen. Im Sommer sehen wir nun verstärkt Nektar trinkende Drohnen. Sie haben allerdings keine Chance, den Winter zu überleben.

Um zu überleben kann es vorkommen, dass Arbeiterinnen und Königinnen ihre Eier in fremde Nester legen. Hier ist jedes Mittel recht, um den Fortbestand des eigenen Erbguts zu sichern. Arbeiterinnen selbst können sich nicht paaren, sie können aber unbefruchtete Eier einschleusen, die sich zu Männchen entwickeln.

Generationenvertrag


Hummeln (Bombus terrestris) beim Nektarsammeln an einer Johannisbeere (Ribes)

Im Hochsommer ist Paarungszeit. Die begatteten Jungköniginnen beginnen kurz darauf ihren Winterschlaf – in den Monaten Juli und August. Den Winter verbringen die künftigen Hummelköniginnen geschützt in lockerer Erde. Dabei fahren sie alle ihre Körperfunktionen auf ein Minimum herunter. So können ihnen Frost und Kälte nichts anhaben. Entscheidend dabei ist ihr Winterproviant. Die künftigen Hummelköniginnen führen in ihrer Honigblase einen kleinen Nektarvorrat mit sich. Dieser dient als „Brennstoff“, den sie im Laufe der Wintermonate nach und nach aufzehren. Sofern sie Überschwemmungen, Minusgrade und Winterstürme überleben, können sie im nächsten Frühjahr ihren eigenen Hummelstaat gründen. Der Zyklus beginnt von Neuem.

Hummeln in Gefahr

Sie sind anpassungsfähig, robust und tragen einen Wehrstachel. Doch auch die resoluten Hummeln sind bedroht. Krankheiten wie der Flügeldeformationsvirus, Agrargifte (Neonicotinoide, Glyphosat), Verlust von Lebensräumen durch Monokulturen und das Verschwinden von Blütenwiesen setzt den pelzigen Bienen zu. Vor 15 Jahren flogen noch 12 Arten häufig auf Blüten, heute sind es lediglich 7 heimische Arten. In der Summe ist etwa ein Drittel aller europäischen Hummelarten vom Aussterben bedroht.

Trotzdem sie in der Bevölkerung als Sympathieträger gelten und einen sehr hohen Bekanntheitsgrad haben, zählen viele Hummelarten zu den an stärksten gefährdeten Wildbienen. Schutzprojekte beschränken sich meist auf die sieben häufigen Arten, die noch regelmäßig in Gärten und dem Siedlungsbereich vorkommen. Von diesen oft unspezifischen Artenschutzmaßnahmen profitieren die seltenen Arten in der Regel nicht.Rolf Witt


Helfen Sie Hummeln!

Insektenfreundliche Gärten sind lebensfreundlicher als die meisten Ackerflächen. Daher sind auch kleine Wohltaten bedeutsam, wenn wir Hummeln helfen wollen. Heimische Pflanzen von Staudengärtnereien und Gartenstrukturen, wie sie auf unseren Unterseiten zu Naturgärten zu finden sind, helfen allen Insekten & Co.

Inspiration für die Gestaltung von vielfältigen Lebensräumen finden Sie auch auf den Seiten unseres alljährlich stattfindenden Bundesweiten Pflanzwettbewerbs – wir tun was für Bienen und in den Wettbewerbsbeiträgen.  

Warum können Hummeln fliegen?


Dunkle Erdhummel (Bombus terrestris) im Anflug

"Die Hummel hat eine 0,7 Quadratzentimeter große Flügelfläche und wiegt 1,2 Gramm. Nach den Gesetzen der Aerodynamik ist es unmöglich, bei diesem Verhältnis zu fliegen. Doch die Hummel weiß das nicht und fliegt trotzdem."

Diese Geschichte entstand wahrscheinlich zunächst als Scherz Anfang der 1930er Jahre unter Studenten des Physikers Ludwig Prandtl an der Universität Göttingen. Die Presse sorgte dafür, dass sie sich weiterverbreitete. Doch nur weil etwas theoretisch nicht möglich ist, bedeutet das nicht, dass die Natur nicht doch Mittel und Wege findet uns zu verblüffen.

Richtig ist, dass das Gelenk der Hummelflügel, wie bei vielen Insekten, aus einem extrem elastischen Eiweißmolekül, dem Resilin, besteht. Durch die Biegsamkeit und die schnelle Flügelbewegung werden Wirbel erzeugt, die der Hummel den nötigen Auftrieb und Vorschub ermöglichen. Mehr als 100 mal pro Sekunde(!) schlagen die kleinen Flügel. So können Hummeln schnell auf Änderungen im Luftstrom reagieren und brauchen auch bei stürmischem Wetter nicht mehr Energie als bei lauen Lüftchen.

Sie wirken wie die Zeppeline der Lüfte, dabei sind sie wendige Meisterflieger. Sie können nicht nur vor- und seitwärts fliegen, bei Bedarf können sie sogar den Rückwärtsgang einlegen.

Hummelarten

Neben den selten anzutreffenden Arten wie Obst-, Moos- oder Grashummel, finden wir Hummelarten die häufiger durch unsere Gärten summen. Wer sich im Hummeln bestimmen üben möchte, kann dank kompakter Bestimmungsschlüssel schnell zum Hobby-Hummelkenner werden. Im Folgenden ist eine Auswahl heimischer Hummeln in Kurzporträts dargestellt:

Kuckuckshummeln – die anderen Hummeln


Norwegische Kucuckshummel (Bombus norvegicus) und ihr Hauptwirt die Baumhummel (Bombus hypnorum)

Jede vierte Wildbienenart in Deutschland betreibt ein räuberisches Verhalten. Auch Kuckuckshummeln weichen von der bekannten Lebensweise ab. Die Brutpflege und dazugehörige Sorgearbeit haben sie verlernt. Sie nutzen lieber das gemachte Nest. Denn Kuckuckshummeln lassen ihre Nachkommen von Arbeiterhummeln des Wirtsvolkes ausbrüten und anschließend aufziehen.


(c) Deutschland summt 

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