84.000 Tonnen im Wert von 250 Millionen Euro – das sind die vorläufigen Zahlen für die Honigimporte 2016. Laut Statistischem Bundesamt kommt der Großteil davon aus Südamerika und Osteuropa: Auf den ersten drei Plätzen liegen Argentinien (13.500 Tonnen), Mexiko (13.100 Tonnen) und die Ukraine (12.700 Tonnen). Damit bleibt Deutschland auch 2016 der größte Importeur von Honig in der EU.
Im Gegensatz zu den Vorjahren ist Mexiko jedoch nicht mehr der größte deutsche Honiglieferant: Damals wurden aus dem südamerikanischen Land noch jeweils 15.400 Tonnen importiert; Argentinien lag bisher nur auf Platz 2.
84.000 Tonnen sind eine Menge Honig! Für die, die gerne der ägyptischen Tradition von Honigmilch-Bädern frönen: Das sind etwa 600.000 Badewannen – randvoll gefüllt mit dem süßen Gold der Bienen. Dennoch liegen die Honigimporte damit deutlich unter der letzten statistischen Erhebung von 2015: Damals wurden noch 6.700 Tonnen mehr importiert.
Strenge Richtlinien in der Landwirtschaft
Der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch des deutschen Durchschnittsbürgers liegt bei etwa 1,2 Kilo. Um die Nachfrage an Honig sicherzustellen, müssen daher etwa 80% aus dem Ausland importiert werden. Der negativen Auswirkungen von importiertem Honig und der Risiken für Verbraucher sind sich Viele jedoch oft nicht bewusst: In Europa gibt es genaue Vorschriften für die Ausbringung von Pflanzenspritzmitteln – zahlreiche Auflagen und umfangreiche Anwendungsbestimmungen müssen eingehalten werden. In bestimmten Fällen muss der Einsatz zudem behördlich genehmigt werden.Auch für die Imkerei gibt es solche Richtlinien: Beispielsweise muss zwischen der Varroabehandlung – auch im Falle von natürlichen Mitteln wie Ameisen- oder Oxalsäure – und der Honigernte eine gewisse Karenzzeit eingehalten werden, damit es nicht zu Rückständen im Honig kommt. In vielen Ländern außerhalb Europas wird es mit diese Richtlinien oft nicht so genau genommen beziehungsweise fehlt die effektive behördliche Kontrolle. Vielerorts ist es außerdem Standard, die Pflanzen mit noch weitaus aggressiveren und gesundheitsschädlicheren Chemikalien wie beispielsweise dem Toxin Dimethoat zu behandeln. Dessen Anwendung ist in der EU aus gutem Grund schon lange verboten: Das starke Nervengift wirkt auf zahlreiche Organismen, darunter Insekten und Säugetiere – und somit auch auf Menschen. Verschiedene Studien haben festgestellt: In keinem anderen Land der Welt kommen in der Landwirtschaft so viele Pestizide und Biozide zum Einsatz wie in China – Nummer 4 der Hauptlieferanten von Honig in deutschen Supermärkten. Immer wieder fallen von dort importierte Lebensmittel bei offiziellen Kontrollen durch Rückstände auf.
Kritisch – in vielerlei Hinsicht
Im Ausland gleicht die Imkerei – auch dank billiger Arbeitskräfte – oftmals regelrecht einer Massentierhaltung. Dumpingpreise von beispielsweise 2 Euro pro Liter chinesischem Honig sind die Folge und bedrohen Wettbewerbsfähigkeit und Existenz hiesiger Imker.Und während sich Honig billig importieren lässt, fehlt bei uns vor Ort die wichtigste Leistung der Bienen: die Bestäubung unserer Natur. Denn etwa 80% der Pflanzen in Deutschland sind in ihrer Fortpflanzung auf die Bestäubung durch Bienen angewiesen. Weltweit wird der wirtschaftliche Wert der Bestäubung durch Bienen laut WWF auf 30 bis 60 Milliarden Euro geschätzt.
In der Deutschen Honigverordnung sind neben verschiedenen Qualitätsparametern auch Vorgaben zur Herkunftsdeklaration festgelegt: Für jeden Honig muss zumindest der Ursprung angegeben werden. Mischungen aus mehr als einem Land werden jedoch meist nur unspezifisch als „Honig aus EG-Ländern“ oder „Honig aus EG-Ländern und Nicht-EG-Ländern“ deklariert, denn eindeutige Herkunftsangaben sind leider nicht verpflichtend. Zwar können Verbraucher beim jeweiligen Hersteller nachfragen, woher der Honig kommt – allerdings sind Produzenten nicht verpflichtet, ihre Bezugsquellen offen zu legen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen