Der Kleine Beutenkäfer – in Europa angekommen
Kurzinfo | |
Erkrankung / Ursache | Beutenkäfer (Aethina tumida) |
Nachweis | Mit bloßem Auge zu erkennen |
Symptomatik | Käfer auf der Bienenbrut; Fraßgänge in den Waben, fauliger Geruch; verwässerter, aus den Waben hinausfließender Honig |
Behandlung | Anzeigepflichtig (im Falle einer Einschleppung), medikamentöse Behandlung |
Der kleine Beutenkäfer (Aethina tumida) ist ein Parasit aus der Familie der Glanzkäfer. Seit etwa 1940 ist er im südlichen Afrika als Bienenparasit bekannt. 1996 tauchte er zum ersten Mal im südöstlichen Nordamerika auf und verbreitete sich von dort mit rasender Geschwindigkeit über die USA. Im Gegensatz zu den afrikanischen Bienenrassen, die sich gegen den Parasiten effizient zur Wehr setzen können, sind die nordamerikanischen Rassen der Westlichen Honigbiene dazu nicht in der Lage.
Der Käfer vermehrt sich sehr stark in Bienenvölkern. Die sich aus den Eiern entwickelnden Larven fressen Honig, Pollen und Brut und zerstören dabei die Waben.
2004 wurde der Beutenkäfer erstmals auf europäischem Festland, in Portugal, festgestellt, wie von der EU-Kommission am 7. Oktober 2004 bestätigt. Es wird vermutet, dass er per Schiff mit importierten Früchten oder Bienenvölkern übersiedeln konnte.
Der Kleine Beutenkäfer wurde bisher in Deutschland nicht gefunden, stellt jedoch auch für unsere Bienenvölker ein ernst zu nehmendes Problem dar. Zudem besteht seit November 2004 eine Anzeigepflicht für einen Befall mit dem Parasiten. Weitere Informationen gibt auch das Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft.
Befall
Der kleine Beutenkäfer befällt vornehmlich schwache Bienenvölker. Oft stand in den USA in der Vergangenheit ein Beutenkäferbefall in direktem Zusammenhang mit einem vorherigen Varroosebefall. Häufig entwickeln sich Käferpopulationen auch in Vorratslagern und Wachsproduktionen. Mangelnde präventive imkerliche Betriebsweise sowie mangelnde Sorgfalt im Wachsbereich begünstigen einen Befall. Die Höhe des Schadens im befallenen Bienenvolk hängt entscheidend von der Anzahl der eingedrungenen Käfer sowie der Abwehrfähigkeit des Volkes ab. In seltenen Fällen werden auch Hummelvölker befallen.Ernährung
Erwachsene Exemplare des kleinen Beutenkäfers ernähren sich von der Bienenbrut. Die Larven des Parasiten fressen in erster Linie Pollen und Honig. Der Käfer ist jedoch auch außerhalb des Bienenvolkes überlebensfähig und ernährt sich hier von Südfrüchten wie Zuckermelonen, Bananen und Orangen. Erwachsene Käfer können bis zu zwei Wochen ohne Nahrung auskommen. Sie können bis zu 50 Tagen auf Wabenmaterial und mehrere Monate auf Obst überleben.Gestalt
Die Eier des kleinen Beutenkäfer haben eine weißliche Farbe, sind ca. 1,4 mm lang und ¼ mm breit. Dies entspricht ca. ? der Größe von Bieneneiern. Die Gelege, die aus 1-200 Eiern bestehen können sind praktisch überall zu finden, bevorzugt werden sie von den Beutenkäferweibchen jedoch in kleinen Ritzen und Spalten abgelegt.Die Larven (siehe Abb.) des kleinen Beutenkäfers sind ebenfalls weiß, häufig jedoch zusätzlich mit einem braunen Film aus Kot und fermentiertem Honig überzogen. Sie können bis zu 1, 2 cm lang sein. Die Larven haben drei deutlich ausgeprägte Vorderbeinpaare in der Nähe des Kopfes. Ein Bauchbeinpaar fehlt ihnen, welches sie entschieden von den ähnlich aussehen Larven der Wachsmotte unterscheidet. Auf der Rückseite jedes Körpersegments ist eine Doppelreihe von rotbraun gefärbten Borsten zu finden.
Unmittelbar nach dem Schlüpfen sind die Käfer von rötlicher Farbe, welche nachher zu dunkelbraun bis schwarz wechselt. Die Weibchen sind mit einer Länge von ca. 5,3 mm und einer Breite von 3,3 mm etwas größer als die Männchen, welche ca. 5,1 mm lang und 3,2 mm breit sind. Die Käfer haben einen abgeflachten, relativ breiten Körper mit seidiger Behaarung auf der Oberseite. Typisch am Erscheinungsbild sind die stark gekeulten Fühler und die hinten gerade abgeschnitten wirkenden Deckflügel, wodurch das letzte Hinterleibsegment vollständig sichtbar ist.
Entwicklung
Jedes Beutenkäferweibchen legt in seinem Leben bis zu 1000 Eier in Form von Eipaketen. Die Ritzen und Spalten, in denen die Gelege abgelegt werden sind oft für Bienen nur schwer zugänglich. Die Larven schlüpfen nach ca. 2-3 Tagen. Nach einer 10 -16tägigen Fressphase wandern sie aus dem Bienenstock und verpuppen sich in der Erde vor der Beute. Nach 3-4 Wochen haben sie ihre Entwicklung beendet und wandern als erwachsener Käfer zurück in den Bienenstock, wo sie bereits eine Woche nach dem Schlupf mit der erneuten Eiablage beginnen können.Verbreitung
Ausgewachsene Beutenkäfer sind gute Flieger und verbreiten sich rasch, um neue Bienenstöcke aufzufinden. Dies kann auf eine Distanz von bis zu 13 km der Fall sein. Die Verbreitung des Käfers kann jedoch nicht nur auf diese aktive Weise erfolgen, sondern auch passiv über imkerliche Bienenwanderung oder Handel mit Bienenvölkern, Wabenmaterial und anderen Waren erfolgen. Da der Käfer auch harte Winter in der Bienentraube überstehen kann, stellt er auch in kälteren klimatischen Zonen eine Bedrohung dar.Geruch
Befallene Bienenvölker sind mit einem typischen, faulen Geruch versehen. Dieser resultiert daraus, dass die Beutenkäferlarven für eine Fermentierung des Honigs sorgen, der zusammen mit ihrem Kot einen solchen Geruch erzeugt. Bei sehr starkem Befall kann dieser Geruch schon vor dem Öffnen der Beute bemerkbar sein.Diagnose
Der Beutenkäfer ist aufgrund seiner Größe gut mit bloßem Auge zu erkennen. Er ist jedoch Lichtscheu und zieht sich bei Gefahr unter sein Exoskelett zusammen. Larven lassen sich bei Erschütterung fallen und Verstecken sich in Spalten und Ritzen. Die Fresslarven findet man im Wabenmaterial der Honigbienen. Sie hinterlassen jedoch im Gegensatz zu den Wachsmotten kein Seidengespinst in ihren Fraßgängen.Bei starkem Käferbefall sind die Honigwaben von Fraßgängen durchsetzt und haben einen fauligen Geruch. Der Honig wirkt verwässert, beginnt zu gären und fließt aus den Waben hinaus. Die Bienenprodukte werden somit ungenießbar.
Vorsorge
Zur Vorbeugung vor Beutenkäferbefall können verschiedene Maßnahmen getroffen werden, die zumindest das Risiko eines Befalls minimieren. Hierzu gehören:- Hygiene am Bienenstand und in den Betriebsräumen
- Sofortiges Schleudern der Honigzargen, sobald diese in den Imkereibetrieb kommen
- Kein Wabentausch zwischen Völkern
- Selektieren auf Putztrieb
- Verlassen von alten Bienenständen bei Befallsverdacht
- Nur starke Völker halten; nicht versuchen, schwache Völker aufrecht zu halten
- Der Bienenstand sollte in der Sonne gehalten werden
- Veränderung der Bienenstandposition alle 3 bis 4 Monate
- Vermeiden von Stress für die Völker
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen