Mittwoch, 23. März 2016

Imkerei im Mittelalter – ein privilegiertes Gewerbe

Das Sammeln von Honig und Wachs hatte im Mittelalter einen anderen Namen: die Zeidlerei, auch Zedlerei genannt, der Imker hieß „Zeidler“. Der Beruf des Zeidlers war sehr angesehen. Das Wort selbst wird vom Lateinischen abgeleitet. „Excidere“ bedeutet „herausschneiden“, und damit war gemeint, dass man die gesamte Honigwabe – ohne Rücksicht auf Verlust des Bienenvolks – entnommen bzw. herausgeschnitten hat.

Imkerei war auch Glückssache – künstliche Baumhöhlen für Honigbienen

Auch wenn Steinzeitvölker – oder heute noch Naturvölker – Honig sammelten, so taten sie dies nicht erwerbsmäßig. Der Zeidler jedoch sammelte den Honig und das Wachs wilder oder halbwilder Bienenvölker gewerbsmäßig im Wald. Damals gab es noch keine gezimmerten Bienenstöcke oder Bienenbeuten, sondern man hieb in alte Bäume künstliche Höhlen, die sich in ca. sechs Metern Höhe befanden. Der Eingang der Baumhöhle wurde mit einem Brett zum besseren Anfliegen für die Bienen versehen. Meist entwipfelte man noch den Baum, um die Gefahr des Windbruchs zu bannen. Ob diese künstlichen Baumhöhlen tatsächlich von Honigbienen bevölkert wurden, das hing vom natürlichen Umfeld ab und wechselte von Jahr zu Jahr.
Große Nadelholzgebiete waren überaus wichtig für den Erfolg, denn Waldhonig wird von den Bienen aus Honigtau gewonnen, den zuckerhaltigen Ausscheidungen von unterschiedlichen Lachnidenarten. Das sind Läuse, die bei den passenden Wetterbedingungen in großer Zahl hauptsächlich an Nadelbäumen vorkommen.
Im Mittelalter waren zum Beispiel das Fichtelgebirge, der Nürnberger Reichswald und der Grunewald bedeutende Bienen-Standorte. Bis der Rohrzucker von den Anbaugebieten aus Übersee nach Europa kam, war Honig das einzige Süßungsmittel. In und um Nürnberg war der Honig besonders wichtig für die bekannte Lebkuchenproduktion, die lange Tradition hat. Aber auch das Wachs war ein sehr begehrter und wertvoller Rohstoff für Kerzen, die Beleuchtung der Reichen in Schlössern, Burgen, Klöstern und für Kirchen.

Privilegien für die Zeidler-Zunft

Die Zeidler bildeten eine eigene Zunft mit einem Zeidlermeister. Seit dem Jahr 1296 lässt sich in Feucht sogar eine eigene niedere Gerichtsbarkeit nachweisen. Aus dem Jahr 1350 existiert ein „Zeidel Freyheit Brieff“, der von Kaiser Karl IV ausgestellt wurde. Darin wurden dieser Berufsgruppe Privilegien bescheinigt. Als Zeichen dieser Privilegien hatten die Vorsteher einen weißen Stab und die Zunftmitglieder bekamen die Erlaubnis, in den Wäldern eine Armbrust als Waffe zu führen. Das sollte nicht nur Wegelagerer oder Räuber abschrecken, sondern damals gab es auch noch Bären, die den Menschen den leckeren Honig streitig machten. Bekleidet waren die mittelalterlichen Imker mit einer grünen Tracht und einer langen Zipfelmütze. Als Gegenleistung für die verbrieften Rechte mussten die Zeidler den Kaiser sicher durch den Nürnberger Reichswald geleiten. Außerdem war unter anderem eine Abgabe von mehreren Zentnern Wachs pro Jahr an den Stephansdom in Wien vereinbart. Das sogenannte „Zeidelrecht“ wurde in späteren Jahrhunderten übrigens nie konkret aufgehoben, auch nicht in der rechtlichen Neugestaltung während der Weimarer Republik.


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