Mengen verendeter Bienen fanden Imker vor allem in Rheindorf-Süd am
Anfang der Woche vor. Wo die Tiere vergiftet worden sind, kann zurzeit
noch nicht gesagt werden.
Eine Million Bienen, so neue Schätzungen aus dem
Veterinäramt, sind bei dem rätselhaften Bienensterben am Montag und
Dienstag verendet. Die Bienenvölker standen alle entlang des Rheins in
Rheindorf-Süd und Hitdorf. Laut Imkermeister Konrad Kappek sind bis bis
zu zwei Drittel aller Flugbienen in den betroffenen Bienenvölkern durch
Vergiftung ums Leben gekommen.
Kappek sagt, dass
die Völker in Rheindorf-Süd am stärksten betroffen seien. Schon aus dem
Norden des Stadtteils gab es keine Meldungen über Vergiftungen. Auch
nicht von der anderen Rheinseite. Deshalb sei eine Vergiftung des
Rheinwassers, von dem die Tiere trinken, nicht sehr wahrscheinlich,
sagte der Leverkusener Amtstierarzt Kurt Molitor. Auch weiter
rheinabwärts und aus Wiesdorf gab es keine Meldungen. Es ist nur dieser
schmale Streifen Leverkusens betroffen. Bei der aktuellen Wärme suchen
Bienen bis zu drei Kilometer von ihrem Stock entfernt nach Nahrung.
20
bis 30 Völker von sechs Imkern seien stark geschädigt. Die Vergiftung
am Montag sei sehr akut und schnell verlaufen, sagt Molitor: Die
Insekten seien so geschwächt zu den Stöcken zurückgekehrt, dass sie vor
den Einfluglöchern in Scharen verendet seien. Das Gift könne kaum aus
einem privaten Garten stammen, so Molitor, das sei schon etwas größeres.
„Das Bienensterben ist schon beängstigend, weil wir noch gar nichts
wissen“, sagt der Amtstierarzt. In Frage kommt etwa ein vergiftetes
Rapsfeld. Blühender Raps hat eine geradezu magische Anziehung auf
Bienen. Aber keiner der Landwirte, die Molitor, befragt hat, habe ein
bienengiftiges Spritzmittel verwendet. Die Landwirte benötigen die
Bienen für die Bestäubung ihrer Äcker. Dass irgendetwas Giftiges auf die
Rheinwiesen aufgebracht wurde, schließt der Amtstierarzt ebenfalls aus.
Der
Wind kam am Montag laut Auskunft von Bayer aus Südsüdost. Also genau
aus der Richtung, in der die Sondermülldeponie, die Kläranlage und die
Müllverbrennungsanlage liegen. In den Betrieben sei es nicht zu
Auffälligkeiten gekommen, so die Auskunft eines Currenta-Sprechers. Auch
nicht bei den Bohrungen in den Deponiekörper, die wegen der
Autobahnplanung zur Zeit laufen.
Aufschluss können
wahrscheinlich nur die toten Tiere selbst bringen. Ein Glas voller
vergifteter Bienen habe man an ein Untersuchungsinstitut geschickt, so
Molitor. Zuerst werde nach den üblichen verdächtigen Giften gesucht,
dann erst nach exotischeren Substanzen. Davon hänge ab, wann ein
Ergebnis komme.
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Es
war eine kurze Nacht für einige Imker, denn die meisten machten es wie
Konrad Kappek: Sie luden die Stöcke mit den verbliebenen Bienen in Autos
und brachten sie in Sicherheit. Kappeks Stöcke stehen jetzt in
Mettmann, andere in Opladen. Der 80-jährige Imkermeister Kappek befasst
sich seit 70 Jahren mit der Imkerei, fast 40 Jahre in Leverkusen. Er hat
so einen Fall noch nicht erlebt. „Ich bin so traurig, das können Sie
sich nicht vorstellen“, sagt er, als er im Garten seines jugendlichen
Hitdorfer Imkerfreunds Alexander Mann sitzt. Der Boden ist mit
Bienenleichen übersät. Vereinzelt schwirren noch verwirrte Tiere umher,
die ihre inzwischen abtransportierten Völker suchen. Und die Großmutter
des Imkers spricht eine Angst aus, die auch andere spüren, so lange es
keine Klarheit über die Ursache gibt: „Da wird’s einem mulmig, wenn man
überlegt, dass auch Menschen hier vielleicht Gift abbekommen haben.“
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