Immer häufiger werden Bienen gestohlen. Zumeist verschwinden ganze Völker.
(BILD: dpa)
Von Hendrik Kranert-Rydzy
Magdeburg/MZ.
Der zeitige Frühling lässt eine ganz besondere Art
von Langfingern auf Beutezug gehen: Imker, die ihre eigenen Kollegen
bestehlen. In den vergangenen Wochen hat die Zahl gestohlener
Bienenvölker in Sachsen-Anhalt deutlich zugenommen.
Erst
am Mittwoch wurden in Pollitz in der westlichen Altmark zwei Völker
entwendet - unterwegs waren Bienendiebe in den vergangenen Wochen aber
auch in den Kreisen Mansfeld-Südharz, Saalekreis und Anhalt-Bitterfeld.
Allein in der Stadt Sandersdorf-Brehna verschwanden von Mitte März bis
Anfang April nach Angaben der Polizei zehn Völker. Vereinzelt werden
aber auch nur Königinnen für die Nachzucht gestohlen. Für den Landesvize
des Imkerverbandes, Ralf Bertram, ist auch klar, wer da nachts auf
Beutezug geht: „Das sind natürlich keine normalen Bürger, sondern Imker,
die Imker bestehlen. So traurig das auch ist.“
Nur 10 Prozent haben Ahnung
Das
Phänomen sei bereits länger bekannt, besonders häufig wurden nach dem
Winter 2013 Bienenstöcke gestohlen. Damals lagen die Verluste bei
manchen Imkern bei 30 bis 50 Prozent. Bertram hat auch eine
überraschende Erklärung für den Kollegenklau: „Die Diebstähle werden
immer auf den Winter geschoben, dabei müssen wir das vor allem auf die
Imker selber schieben“, sagt Bertram, der selber semiprofessionell als
Wanderimker unterwegs ist. Von den 1 600 Bienenzüchtern, die es
mittlerweile wieder in Sachsen-Anhalt gebe, „haben nur zehn Prozent
wirklich Ahnung von der Imkerei“.
In der Folge
würden Krankheiten, unter denen die Bienen in den vergangenen Jahren
ohnehin verstärkt litten, weiter zunehmen. „Wir brauchen aufgeklärte
Imker, die wissen, was zu tun ist, wenn ihre Stöcke etwa von der
Varroa-Milbe befallen sind“, sagt der 49-jährige Verbandsvize aus
Haldensleben (Börde). Die Varroa-Milbe saugt an den Bienen, der
Blutverlust schwächt die Tiere und macht sie anfällig für andere
Erkrankungen.
Diebstahl sehr einfach
Dass
viele Imker nach dem Verlust ihrer Völker Kollegen bestehlen, hat zwei
Gründe: Neue Völker zu züchten, ist aufwendig und kostet Geld. Im
Schnitt schlägt der Verlust eines Stockes mit 500 Euro zu Buche. Zudem
ist der Diebstahl relativ einfach: Bertram etwa stellt seine Völker auf
Feldern auf: „Die Kästen stehen frei in der Landschaft herum. Da muss
man nur hinfahren, aufladen und wieder wegfahren.“
Groß-
und Berufsimker setzen inzwischen auf Technik, um den Bienenklau
einzudämmen. Im Internet kursieren Lösungen für Fotofallen, die Mails an
die Imker verschicken oder ein „Bienenfon“, dass im Fall eines
Diebstahl den Besitzer informiert. Bertram arbeitet selber mit Kameras
und GPS-Sender, die er in seinen Stöcken versteckt.
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