Ohne Bienen wenig Obst
07. Mai 2013 – Ein einziges Honigbienenvolk mit rund 20.000 Flugbienen kann pro Tag drei Millionen Obstblüten bestäuben. „Für die Blüten wird dadurch sichergestellt, dass sie nur mit dem für sie brauchbaren arteigenen Pollen bestäubt werden“, erklärt Katja Burmeister vom NABU Mecklenburg-Vorpommern. „Durch Aufstellen von Honigbienenvölkern und die hohe Wirksamkeit der Bienenbestäubung lässt sich der Ertrag bei Himbeeren und Erdbeeren um 50 Prozent, bei Birnen um 71 Prozent, bei Pflaumen um 75 und Sauerkirschen um 78 Prozent und bei Äpfeln sogar um 86 Prozent steigern.“ Doch die Bienen erzeugen durch ihre gezielte Bestäubung nicht nur mehr Früchte, sondern auch eine nachweisbar höhere Qualität. „Die von Bienen bestäubten Blüten bilden Früchte aus, die größer, schwerer, wohlgeformter sind und einen höheren Fruchtzuckeranteil haben“, so die NABU-Bienenexpertin. „Zwei Millionen Tonnen Äpfel, 360.000 Tonnen Birnen und 250.000 Tonnen Kirschen verdanken wir jedes Jahr allein der Fremdbestäubung durch Bienen.“
Menschen als Ersatzbestäuber
Das weltweit zu beobachtende Bienensterben hat dramatische
Auswirkungen, nicht nur für die Bienen, sondern auch für uns Menschen.
In einigen Regionen Chinas wird das bereits drastisch sichtbar. Dort
bestäuben nicht mehr Bienen die Apfelbäume, sondern Menschen! Mit
Wattebäuschchen, Pinseln, selbstgemachtem Werkzeug und mit Pollen
gefüllten Medikamentenfläschchen bestäuben sie Millionen Obstblüten per
Hand. Der Grund dafür: Es gibt dort keine Bienen mehr! Zu sehen ist
dieses Szenario in dem Film „More than Honey“, der sehr anschaulich die
Problematik des Bienensterbens darstellt.
„Die Etablierung von
Blühstreifen und Hecken, blühende Stilllegungsflächen und Untersaaten,
vielfältige Fruchtfolgen, die Förderung von Nistmöglichkeiten für
wildlebende Bestäuber sowie ökologische Landwirtschaft können dazu
beitragen, dass Wildbienen, Honigbienen und andere Bestäuber wieder
bessere Lebensbedingungen erhalten und somit nicht nur ihre
Lebensgrundlage, sondern auch die von uns Menschen gesichert ist“, so
NABU-Bienenexpertin Katja Burmeister.
Honigbienen alleine reichen nicht aus
Eine internationale Studie hat gezeigt, dass Pflanzen besonders
viele Früchte und Samen hervorbringen, wenn möglichst viele
unterschiedliche Arten frei lebender Insekten vorhanden sind, wie
Wildbienen, Fliegen, Käfer, Schmetterlinge und Vögel. Eine maximale
Ernte gibt es also nur mit einer Vielfalt an Bestäubern. Honigbienen
können diese wilden Bestäuber nicht ersetzen, sondern lediglich
unterstützen. So konnten die Forscher nachweisen, dass der Blütenbesuch
der wilden Bestäuber, insbesondere der Wildbienen, doppelt so effektiv
ist wie der von Honigbienen. Die Wissenschaftler untersuchten insgesamt
600 Felder mit 41 Nutzpflanzenarten aus 20 Ländern. Die Ergebnisse sind
in der Fachzeitschrift Science erschienen.
„Die Ergebnisse machen
deutlich, dass eine ertragreiche Landwirtschaft nicht ohne
Artenvielfalt auskommt“, so Prof. Dr. Teja Tscharntke, Leiter der
Abteilung Agrarökologie der Universität Göttingen. „Es wäre sehr
riskant, sich bei der Bestäubung von Nutzpflanzen alleine auf die vom
Menschen gemanagten Honigbienen zu verlassen, deren Anzahl durch
Parasiten und Pestizide in jüngerer Zeit stark beeinträchtigt wurde.
Konzepte zur Förderung weltweiter Nahrungsmittelsicherheit sollten auch
den Schutz frei lebender Bestäuber, namentlich der Wildbienen,
berücksichtigen.“